Prof. Dr. Markus Peschel
(Professur für Didaktik des Sachunterrichts an der Universität des Saarlandes)
Tel. 0681-302 71399
markus.peschel@uni-saarland.de
www.markus-peschel.de
Das Grundschullabor für Offenes Experimentieren (GOFEX) für 5- bis 12-Jährige hat das Ziel, den Mangel im naturwissenschaftlichen Experimentieren in der Lehreraus- und -fortbildung, wie er in verschiedenen Studien – u. a. SUN - Sachunterricht in NRW (Peschel 2007/2008/2009/2013/2015) – erhoben wurde, zu beheben. Im Mittelpunkt des GOFEX steht dabei der eigene experimentelle Zugang von Studierenden, Lehrenden sowie SchülerInnen zu physikalisch-naturwissenschaftlichen Themen sowie Transferprozesse der didaktischen Erkenntnisse.
Das Offene Experimentieren soll aus didaktischer Perspektive im Mittelpunkt der Auseinandersetzung im naturwissenschaftlichen Sachunterricht stehen, da der naturwissenschaftliche Unterricht besonders dann eine große Motivation entfaltet, wenn viel experimentiert wird (Prenzel, Artelt, Baumert et al. 2007, S. 27). Schulische Experimentierformen beschränken sich aber eher auf „rezeptartiges Abarbeiten von Arbeitsanweisungen“ und führen zu Fehlvorstellungen über naturwissenschaftliche Methoden. Experimente werden i.d.R. weder selbstständig geplant, noch anschließend reflektiert. Noch dazu sind die meisten Schülerversuche trivial, didaktisch reduziert und es fehlt der Bezug zur Alltagswelt (vgl. Euler 2005). Es ist vor allem ein Unterricht anzutreffen, bei dem „das Schlussfolgern, das Entwickeln eigener Ideen und das Übertragen von Konzepten auf den Alltag im Vordergrund stehen, die Schülerinnen und Schüler aber eher selten praktisch experimentieren und vor allem selten eigene Experimente entwickeln“ (Prenzel, Artelt, Baumert et al. 2007, S. 11). Es wird also zum Einen zu wenig und zum Anderen in einer nicht effektiven Weise experimentiert (vgl. Braun, Backhaus, 2007).
Das Grundschullabor für Offenes Experimentieren (GOFEX) hat mehrere Zielgruppen:
Das GOFEX bietet Lehramtsstudierenden der Universität des Saarlandes die Möglichkeit, sich schon in ihrem Studium mit Fragen der Anschlussfähigkeit naturwissenschaftlichen Wissens und naturwissenschaftlicher Methoden zu beschäftigen.
Das GOFEX unterstützt mit Weiterbildungsmaßnahmen unterrichtende Lehrpersonen des Kindergartens und der Primarschule (Klasse -1 bis +6) und bietet Module (speziell mit physikalischem Bezug) an, in denen sukzessive Wissen und Handlungskompetenzen der Lehrkräfte aufgebaut werden.
Das GOFEX unterstützt in seiner Eigenschaft als Schülerlabor die Entwicklung naturwissenschaftlichen Denkens und Arbeitens bei SchülerInnen.
Der Ansatz von GOFEX ist - von methodisch ausgearbeiteten Werkstätten ausgehend - ein Verständnis für experimentelle Erkenntniswege anzubieten, gleichzeitig aber die Beschränktheit des experimentellen Ansatzes in Werkstätten oder Stationen zu diskutieren. Einerseits sollen die LehrerInnen Materialien und Möglichkeiten erhalten, damit sie ihren Unterricht umgehend experimentell erweitern können, andererseits soll ihnen gleichzeitig die Reduktionen dieser Arbeitsweise vermittelt werden, um offeneren Ansätzen aufgeschlossener gegenüber zu stehen. Dazu reflektieren die TeilnehmerInnen ihren eigenen Lernweg und machen sich bewusst, dass sie beim eigenen Experimentieren (meist) nicht nur die vorgegebenen Aufgaben durchgeführt haben, sondern weitere Wege und Abwandlungen beschritten haben. Die Variationen der vorgenommenen Experimente und die daraus resultierenden Erkenntnismöglichkeiten helfen zu zeigen, dass Experimentieren in den allermeisten Fällen nicht auf das Vorgabeschema bei z.B. Experimentier-Stationen beschränkt werden kann und soll!
Zum didaktischen Konzept von GOFEX gehört ein Materialkonzept, was selbst ein Element der Öffnung darstellt. Durch ansprechendes, alltägliches und ungefährliches Material werden die Kinder in die Lage versetzt, sich selbstständig in der Sammlung zu bedienen und eigene Experimente mit nur wenigen Einschränkungen zu verfolgen.
Weiterhin kann der Alltags-/Lebensweltbezug im Ordnungssystem und die Verwendung von alltäglichen Materialien und Gegenständen zum Abbau von Berührungsängsten in Bezug auf physikalische Themen beitragen.
Das bereitgestellte Material soll die Kinder inspirieren, alle Sinne ansprechen und kreative Prozesse in Gang setzen. Außerdem erlaubt das Material der Sammlung die Bearbeitung fast jeder kommerziell erhältlichen "Werkstatt", wodurch die inhaltliche Freiheit nicht mehr durch das vorhandene Material eingeschränkt wird. Die Materialsammlung steht komplett in dem GOFEX-Raum zur Verfügung, so dass beim Experimentieren ein schneller und selbständiger Zugriff auf alle Materialien gewährleistet ist, die spontan benötigt werden.
Die Materialien sind nach einem für jeden intuitiv nutzbaren Ordnungssystem in Boxen geordnet und das Material steht zum Einsatz bereit. Jede Materialbox steht für ein Zimmer eines Gebäudes ("GOFEX-Haus") mit entsprechenden Materialien, die auch im Haushalt in diesem Raum zu finden wären. Diese wird analog zur typischen Lage der Zimmer in einem Wohnhaus im Regal eingeordnet. So ist das Werkzeug in der Werkstatt im Keller und das physikalische Spielzeug im Kinderzimmer im oberen Bereich des Hauses zu finden. Da keine aufwändige Einführung in das Material- und Ordnungskonzept nötig ist, und sich alle Beteiligten von Anfang an sicher in der Sammlung bewegen können, erhöht sich die persönliche Freiheit der Lernenden beim Experimentieren.
Piktogramme auf den Boxen erleichtern das Einsortieren der Materialien, auch für Kinder, die noch nicht lesen können. Sie erlauben auch Erwachsenen eine schnellere Orientierung.
Das GOFEX dient als multifunktionaler Raum für Kleingruppen, Einzelarbeit und gemeinsamen Unterricht. Der Raum erlaubt Schülerlabor, Seminararbeit, und Fortbildungen. Er ist konzipiert für variable Arbeitsformen und unterschiedliche Zielgruppen.
Das GOFEX dient gleichzeitig als Idee- und Austauschbörse zwischen Dozierenden, Lehrer/innen und Studierenden: Gemeinsame Workshops und Weiterbildungsangebote schaffen eine Verbindung zwischen Lehreraus- und -weiterbildung sowie zwischen Schule und Hochschule, was die Grundlage für vielfältige Innovationen darstellt.
Zugleich kann das GOFEX als „Didaktisches Labor“ fungieren, indem Studierenden vor Ort die Möglichkeit haben, mit Kindergartengruppen oder Schulklassen didaktische Ideen und Konzepte zu erproben und Erfahrungen im Bereich des "Offenen Experimentierens" bzw. „forschenden Lernens“ zu sammeln.
Es ist möglich, das GOFEX für kleinere Tagungen und repräsentative Sitzungen mit nationalen und internationalen Gästen zu nutzen.
Zugleich ist das GOFEX der zentrale Ort zur Aufbewahrung und Präsentation vieler Exponate, Materialien, Lehrwerke sowie fachdidaktischer Literatur, die den Nutzern im Rahmen von Veranstaltungen und festen Öffnungszeiten zugänglich sind.
Letzteres gibt den Studierenden die Möglichkeit, sich auch außerhalb der Veranstaltungen im GOFEX aufzuhalten, Materialien zu erproben, Medien zu nutzen und vielfältig zu experimentieren.
Die Präsentation ausgewählter Exponate (vor allem solcher „zum Anfassen“) unterstützt die optische Gestaltung des Raumes und soll zudem einen ersten Eindruck sowie der Faszination Naturwissenschaften / Sachunterricht vermitteln.
Die variable Nutzung des Raumes mit unterschiedlichen Zielgruppen stellt hohe Anforderung an die Gestaltung des Raumes. Hierzu gehören:
Aktuell ist neben dem GOFEX an der Universität des Saarlandes ein ähnlicher Raum an der Pädagogischen Hochschule FHNW in der Schweiz eingerichtet, der für verschiedene GOFEX Veranstaltungen und Lehrveranstaltungen genutzt wird. Das GOFEX an der Universität des Saarlandes wird sukzessive ausgebaut sowie dessen Ausstattung ständig weiter verbessert und angepasst.
GOFEX-Schülertage für SchülerInnen der Klassenstufen -1 bis +6 mit Angeboten zu unterschiedlichen naturwissenschaftlichen Themen
GOFEX-Beratung für Studierende
GOFEX-Fortbildungen zum Offenen Experimentieren
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