Prof. Dr. Edita Jung & Prof. Dr. Lena S. Kaiser
Die Frühpädagogische Werkstatt (FrühWerk) wurde zum Sommersemester 2016 eröffnet. Sie ist konzeptionell und organisatorisch mit dem Bachelorstudiengang Kindheitspädagogik verflochten, ihr profilbildendes Merkmal liegt im Bereich der Früh- bzw. Elementardidaktik. Die Konzeption der Frühpädagogischen Werkstatt als Raum und die Werkstattarbeit als hochschuldidaktisches Prinzip folgen in diesem Sinne der Frage nach Konfigurationen der kindlichen Auseinandersetzungen mit der dinglichen und sozialen Umwelt. Die Beschaffenheit einer impulsgebenden Umgebung und der Interaktion mit Kindern bilden den zentralen Gegenstand der Arbeit in der Werkstatt. Das räumliche und konzeptionelle Setting der Werkstatt soll konstruktivistisch gestaltete Lernsituationen ermöglichen, indem subjektive Deutungsweisen und individuelle Lernwege in gemeinschaftliche Reflexionsräume eingebettet werden. Die Materialität des Raumes wird dabei nicht nur als Medium oder bloßes Handwerkzeug für diese Prozesse verstanden, sondern vielmehr selbst erkundend zum Gegenstand gemacht. Die Student*innen und Dozent*innen im Bachelorstudiengang Kindheitspädagogik bilden die konstante Nutzer*innengruppe. Der Raum steht während der FrühWerk-Zeiten auch weiteren, an der Werkstattarbeit Interessierten aus dem Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit zur Verfügung. Das Interesse an kindlichen Auseinandersetzungsformen mit materieller Umwelt sowie an den damit verbundenen Lern- und Bildungsprozessen führt zur Intention, die Werkstatt künftig auch für Kinder im Alter von bis zu ca. 10 Jahren zu öffnen. Es soll dadurch die Möglichkeit für Student*innen geschaffen werden, gemeinsam mit Kindern zu arbeiten und mit ihnen diese Prozesse und Erfahrungen zu reflektieren. Eine weitere Zielsetzung ist, die Frühpädagogische Werkstatt als Raum und Konzept zu einer Nahtstelle zwischen der Hochschule und der pädagogischen Praxis (insbesondere Kindertageseinrichtungen) zu etablieren. In Zusammenarbeit mit pädagogischen Fachkräften sollen in erster Linie die auf die Arbeit in Lernwerkstätten bezogenen Synergien ausgelotet und genutzt werden.
Die Materialausstattung zeichnet sich insbesondere durch ihre breite Vielfalt aus, einen großen Anteil machen dabei bedeutungs- und verwendungsoffene Materialien aus. Es wurde insgesamt darauf geachtet, dass in der Werkstatt Dinge und Gegenstände zu finden sind, die Neugier wecken, irritieren und inspirieren. Ebenfalls sind Werkzeuge und Messgeräte sowie Material und Geräte zur Prozessdokumentation vorhanden.
Im Raumkonzept der Frühpädagogischen Werkstatt zeigt sich ein ausgewogenes Verhältnis und eine stimmige Aufteilung zwischen Plätzen für Dinge, Gegenstände und Materialien der Werkstatt (untergebracht in offenen Regalen und Schränken), Aktionsflächen und Arbeitsbereiche für unterschiedliche Aktivitäten und Gruppenformen sowie Präsentationsflächen für Arbeitsprozesse und -ergebnisse (u.a. eine „Sprechende Wand“). Durch die somit vorgenommene Strukturierung des Raumes wurden Übersichtlichkeit und Transparenz geschaffen. Die Multifunktionalität des Raumes und eine Flexibilität in seiner Nutzung werden durch veränderbare und mobile Einrichtungselemente unterstützt (u.a. zusammenklappbare Tische, Regale mit aufklappbaren Arbeitsflächen, verschiebbare Leuchttische, Buffetwagen).
Konzeptionelle Verankerung und Raumnutzung
Eine konzeptionelle Verankerung der Arbeit in der Werkstatt ist in den Modulen des Bachelorstudiengangs Kindheitspädagogik erfolgt, die eine grundlegende (elementar-)didaktische Ausrichtung aufweisen. Durch eine gemeinsame Formulierung von Fragestellungen sowie eine direkte Erprobung in Studierendengruppen werden neue Inhalte erschlossen und in Verbindung mit theoretischen Grundlagen reflektiert und diskutiert.
Außerhalb der Seminarzeiten können Student*innen auf unterschiedliche Nutzungsformate zurückgreifen. Während der „FrühWerk-Zeit“ ist die Werkstatt einmal wöchentlich für das Selbststudium geöffnet (3 Stunden), wobei TutorInnen bei Bedarf beratend zur Seite stehen. Die Frühpädagogische Werkstatt kann während der „FrühWerk-Zeit“ als Explorations- und Erfahrungsraum genutzt werden. Tutor*innen fungieren als Ansprechpartner*innen und unterstützen bei der Erkundung des Materials. Die Möglichkeit zur Ausleihe von Materialien besteht ebenfalls; So können die Studierenden das Material im Rahmen ihrer Praxisphasen einsetzen und erproben.
Zudem finden einmal monatlich die „FrühWerk-Impulse“ (bis zu 6 Std.) statt. Diese tragen jeweils einen spezifischen thematischen Schwerpunkt (z.B. Potentiale der bedeutungs- und verwendungsoffenen Materialien) und werden vom Werkstatt-Team methodisch-didaktisch aufgearbeitet und begleitet. Die Generierung von Themen für dieses Format erfolgt vorrangig auf der Grundlage von schriftlichen Befragungen und Reflexionsrunden mit Student*innen, diese werden aber auch durch das Werkstatt-Team eingebracht. Darüber hinaus können die Materialien von den Student*innen ausgeliehen werden, sodass eine Erprobung und Reflexion in Praxiseinrichtungen erfolgen kann.
Jung, E., & Kaiser, L. S. (2018). Dem „Verwendungs- und Bedeutungsoffenen“ einen Sinn geben. Interpretative Videoanalyse individueller Sinnkonstruktionen von Kindern in der Auseinandersetzung mit Remida-Material. In D. Weltzien, H. Wadepohl, P. Cloos, J. Bensel, & G. Haug-Schnabel (Hrsg.), Forschung in der Frühpädagogik - Band 11. Schwerpunkt: Die Dinge und der Raum. Freiburg: FEL Verlag (S. 97-135).
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